Am 1.8. brechen wir unsere Zelte in Mestia ab und in Richtung Ushguli auf.
Eigentlich ist das ein Vier-Tage-Trail, aber mit der Marschrutka geht’s auch 😉 in 1.5 Std. Das letzte Stück nach Ushguli ist noch einmal sehr abenteuerlich. Über notdürftig beräumte Lawinenfelder und an steilen Abhängen entlang. In Ushguli
angekommen, essen wir erst noch etwas und machen uns an den Aufstieg.
Unser Ziel ist Tekali und wir hoffen, dieses in 2 oder reichlich 2 Tagen zu erreichen. Irgendwie brauchten wir nach 5 Tagen Touri-Ort das Gefühl der Freiheit der Berge. Also wenigstens noch zweimal irgendwo wild zelten…
Zeltplätze gibt es zwar in der Nähe von Ushguli, aber es ist noch früh am Tag und das Wetter ist gut. Also ziehen wir weiter…und weiter…und weiter. Am Ende finden wir bei ca. 3/4 des gesamten Aufstiegs einen tollen Biwakplatz mit Quelle, Abendsonne und phantastischer Aussicht.
Ein Amerikaner ist auch schon da. Begleitet hat uns die ganze Zeit ein Hund aus dem Dorf, aber zum Leidwesen von Meta bricht er früh mit dem Amerikaner auf; und das ist sehr viel früher als bei uns 😊. Am nächsten Morgen ist das Wetter zunächst noch sonnig, zieht sich dann aber zu.
Wir müssen ein langes Stück Kamm laufen und es wird immer unbeständiger, Regen, Graupel, Kälte. Das erste Mal in diesem Urlaub benötigen wir Regensachen. Gottseidank haben wir sie nicht umsonst mitgenommen. Kurz vor dem höchsten Pass (2930 m) zieht ein Gewitter auf. Wir warten unterhalb und beeilen uns, als es aufhört. Auf der anderen Seite ist es freundlicher, aber nur kurz. Nach einem kurzen Stück Abstieg finden wir einen geeigneten Platz zum zelten. Kaum steht das Zelt, fängt es auch schon wieder an zu regnen. Immerhin, wir sind (vorerst) trocken.
Früh, am 3.8., müssen wir uns für den weiteren Weg entscheiden: bequem Straße nach Davberi, in das Tal, in dem auch Ushguli liegt oder Tekali, auf der Route nach Kutaisi. Wir entscheiden uns für den voraussichtlich etwas schwierigeren und weiteren, aber dafür Wanderweg nach Tekali. Straße, auch wenn weitestgehend unbefahren klingt irgendwie nicht so verlockend. Also ziehen wir los.
Schnell wird klar, dass der Weg tatsächlich nicht so einfach ist. Die Markierung ist schlecht, der Pfad ist schmal und rutschig. Einen zweiten, nicht in der Karte eingezeichneten Fluss können wir nur mit Klettereinlagen und nassen Füßen queren.
Kurz danach verlieren wir den Weg gänzlich. Auf der Suche irren wir im Nebel über Berghänge und durch hüfthohes Gestrüpp. Wir haben bis hierher ein Viertel der Strecke in drei Stunden geschafft. Metas gute Laune schlägt in Panik um. Als sich die Wolken verziehen, nutzen wir die Gelegenheit und schlagen uns zu der Stelle durch, an der wir den Weg verloren haben. Tatsächlich fehlte jegliche Markierung und auch im späteren Verlauf ist der Weg nur sehr schwer auszumachen. Schweren Herzens entschließen wir uns umzukehren. Die Lebensmittel sind knapp, es sind keine Wanderer mehr unterwegs (wir wären also absolut auf uns allein gestellt), Metas und meine Schuhe sind pitschnass und die Profile inzwischen vollkommen abgearbeitet. Den Rückweg schaffen wir erheblich schneller, so dass wir 15:15 Uhr unseren Ausgangspunkt erreichen. Nun starten wir den 10 km langen Abstieg auf der Straße in Richtung Davberi. Belohnt werden wir mit einem wahren Panoramaweg, der uns zum Abschied noch einmal den Blick auf die gesamte Bergkette des Großen Kaukasus gewährt.
Ziemlich kaputt und nach vielen Pausen kommen wir im Tal an. Der in der Karte nahe dem Dorf eingezeichnete Zeltplatz ist sehr einladend. Aber wir sind auch sehr hungrig und überlegen, ob wir nun doch noch den Kilometer auf uns nehmen. Die Entscheidung kommt mit einer jungen Tschechin, die ebenfalls hier zelten möchte und auf unser Gepäck aufpassen würde. Sie hat auch schon eine Kneipe ausgemacht, in der man sicher gut essen könnte. Also gehen wir, fast schon beschwingt ohne Gepäck los, einem üppigen Abendbrot entgegen. Wir finden die Kneipe und genießen tatsächlich ein gutes Essen, kaufen noch ein Bier für die Gepäckaufsicht und kehren zurück. Den restlichen Abend verbringen wir dann noch gemeinsam mit ihr und unterhalten uns über alles Mögliche was unser Englisch so her gibt.