Archiv für den Monat: August 2019

Abschied

Heute ist Dienstag, der 6.8.2019. Mit dem Zug fahren wir 12.25 Uhr von Kutaisi nach Tbilisi. Dies ist ein untrügliches Zeichen, dass sich die Zeit in Georgien ihrem Ende nähert.

Drei Tage sind es noch und Tbilisi ist die letzte Station. Wir machen uns Gedanken, was man wohl am meisten vermissen wird und worauf man sich zu Hause freut. Vermissen werden wir ganz sicher die großen üppigen Wochenmärkte und das super leckere Essen. Aber auch die hilfsbereiten freundlichen Menschen. Es ist wohl der erste Urlaub, in dem wir nie das Gefühl hatten, irgendwie über den Tisch gezogen oder aufdringlich zu irgendwelchen Dingen genötigt worden zu sein. Vermissen werden wir vielleicht auch die Macht der Natur, das Grün, das von allen Brachen Besitz ergreift, die Naturgewalten des Kaukasus (zumindest aus sicherer Entfernung 😉). Nicht vermissen werden wir die Macht der Autos, vor allem in den Städten. Freuen werden wir uns auf unser Bett und überhaupt die gewohnten Dinge die uns umgeben, Kino, Theater, gemütliche Abende mit Freunden und natürlich die gemeinsame Sprache.In Tbilisi wohnen wir wieder sehr komfortabel in unserem ersten Quartier und es ist sehr angenehm, wenn man sich schon ein bisschen auskennt.

Der Vermieter wird uns ein Taxi zum Flughafen rufen und der Flixbus von Prag nach Dresden ist nun auch gebucht. So nimmt das Ende des Urlaubs langsam, aber sicher, Gestalt an.

Am Mittwoch stoßen Victor, Helea und Freunde zu uns. Das Appartement ist groß und es ist Platz für alle. Gemeinsam gehen wir zum Hauptsitz der Georgischen Bank, einem Architektur-Highlight aus der Sowjetzeit,

später dann noch Souvenirs shoppen. Natürlich auf dem Basar und hauptsächlich die Kochzutaten, die wir für georgische Rezepte in der Heimat brauchen. Auch am Donnerstag schlendern wir einfach nur noch mal durch die Stadt, gehen auf den Flohmarkt an der Dry Bridge

und gehen abends gemeinsam essen. Noch einmal im Samikitno, dem Restaurant, in dem wir uns vier Wochen zuvor mit Conny getroffen hatten und alles noch ganz neu war.

Sieben Uhr wird uns das Taxi abholen und in weniger als 24 Stunden wieder zu Hause sein. …Zumindest wenn nichts dazwischen kommt.

Kutaisi

Früh, es ist der 4.8., bauen wir das Zelt ab und gehen die letzten Meter im Wanderschritt 😉 noch einmal zu dem Café vom Vorabend in der Hoffnung auf ein Frühstück. Das klappt leider nicht, aber wir bekommen Kaffee und Tee. Die nette Bedienung organisiert uns ein Taxi und dann geht es mit Höchstgeschwindigkeit zurück nach Mestia (recht teuer – 50 GEL p.P. – aber bequem). Das scheint von hier aus die einzige Möglichkeit zu sein nach Kutaisi zu gelangen. In Mestia geht es dann schnell. Das erstbeste Sammeltaxi nimmt uns für 20,- GEL p.P. mit nach Zugdidi.

Hier müssen wir in die Marschrutka umsteigen, ist aber alles schon vom Fahrer organisiert. Er zahlt uns auch das zu viel gezahlte Geld zurück (hätten wir aber gar nicht gemerkt). Unterwegs buchen wir das Quartier. Die Fahrt kostet noch mal 7,- GEL p.P. von Zugdidi nach Kutaisi.

In Kutaisi angekommen fahren wir mit dem Taxi zum Hostel. Nach einigen Abstimmungsschwierigkeiten beschränken wir uns zu dritt auf das Deluxe-Appartement und duschen erstmal. Auch unsere schmutzige Wäsche wird versorgt. Nach einer kurzen Pause suchen wir im Zentrum ein Lokal und werden fündig. Eigenartig ist, dass man an vielen Stellen der Stadt Klassik-Live-Musik hört, später auch Pop. Wir können uns das nur so erklären, dass man an jeder Ecke dank einer besonderen Akkustik die Musik eines gerade stattfindenden Festivals hört.

Eigentlich wollten wir von Kutaisi aus nach Chiatura fahren. Chiatura ist eine alte Bergarbeiter-Stadt in der es wohl so viele Seilbahnen gibt, wie anderswo Straßenbahnen. Allerdings ist unsere Aufnahmefähigkeit begrenzt und die Organisation eines Ausflugs irgendwie zu viel. Irgendwie wollen wir alle drei nur noch einen Tag Pause. Also bleiben wir einfach in Kutaisi und sind faul. Das Frühstück bekommen wir in unser Appartement gebracht (wie immer sehr lecker), wir buchen die Fahrkarten nach Tiflis und googlen (bzw. startpagen) georgische Kochzutaten die es in Deutschland nicht gibt. Denn: es ist klar, dass insbesondere die Vielfalt der vegetarischen Gerichte sehr zum Nachahmen anregt.

Ushguli – Davberi

Am 1.8. brechen wir unsere Zelte in Mestia ab und in Richtung Ushguli auf.

Eigentlich ist das ein Vier-Tage-Trail, aber mit der Marschrutka geht’s auch 😉 in 1.5 Std. Das letzte Stück nach Ushguli ist noch einmal sehr abenteuerlich. Über notdürftig beräumte Lawinenfelder und an steilen Abhängen entlang. In Ushguli

angekommen, essen wir erst noch etwas und machen uns an den Aufstieg.

Unser Ziel ist Tekali und wir hoffen, dieses in 2 oder reichlich 2 Tagen zu erreichen. Irgendwie brauchten wir nach 5 Tagen Touri-Ort das Gefühl der Freiheit der Berge. Also wenigstens noch zweimal irgendwo wild zelten…

Zeltplätze gibt es zwar in der Nähe von Ushguli, aber es ist noch früh am Tag und das Wetter ist gut. Also ziehen wir weiter…und weiter…und weiter. Am Ende finden wir bei ca. 3/4 des gesamten Aufstiegs einen tollen Biwakplatz mit Quelle, Abendsonne und phantastischer Aussicht.

Ein Amerikaner ist auch schon da. Begleitet hat uns die ganze Zeit ein Hund aus dem Dorf, aber zum Leidwesen von Meta bricht er früh mit dem Amerikaner auf; und das ist sehr viel früher als bei uns 😊. Am nächsten Morgen ist das Wetter zunächst noch sonnig, zieht sich dann aber zu.

Wir müssen ein langes Stück Kamm laufen und es wird immer unbeständiger, Regen, Graupel, Kälte. Das erste Mal in diesem Urlaub benötigen wir Regensachen. Gottseidank haben wir sie nicht umsonst mitgenommen. Kurz vor dem höchsten Pass (2930 m) zieht ein Gewitter auf. Wir warten unterhalb und beeilen uns, als es aufhört. Auf der anderen Seite ist es freundlicher, aber nur kurz. Nach einem kurzen Stück Abstieg finden wir einen geeigneten Platz zum zelten. Kaum steht das Zelt, fängt es auch schon wieder an zu regnen. Immerhin, wir sind (vorerst) trocken.

Früh, am 3.8., müssen wir uns für den weiteren Weg entscheiden: bequem Straße nach Davberi, in das Tal, in dem auch Ushguli liegt oder Tekali, auf der Route nach Kutaisi. Wir entscheiden uns für den voraussichtlich etwas schwierigeren und weiteren, aber dafür Wanderweg nach Tekali. Straße, auch wenn weitestgehend unbefahren klingt irgendwie nicht so verlockend. Also ziehen wir los.

Schnell wird klar, dass der Weg tatsächlich nicht so einfach ist. Die Markierung ist schlecht, der Pfad ist schmal und rutschig. Einen zweiten, nicht in der Karte eingezeichneten Fluss können wir nur mit Klettereinlagen und nassen Füßen queren.

Kurz danach verlieren wir den Weg gänzlich. Auf der Suche irren wir im Nebel über Berghänge und durch hüfthohes Gestrüpp. Wir haben bis hierher ein Viertel der Strecke in drei Stunden geschafft. Metas gute Laune schlägt in Panik um. Als sich die Wolken verziehen, nutzen wir die Gelegenheit und schlagen uns zu der Stelle durch, an der wir den Weg verloren haben. Tatsächlich fehlte jegliche Markierung und auch im späteren Verlauf ist der Weg nur sehr schwer auszumachen. Schweren Herzens entschließen wir uns umzukehren. Die Lebensmittel sind knapp, es sind keine Wanderer mehr unterwegs (wir wären also absolut auf uns allein gestellt), Metas und meine Schuhe sind pitschnass und die Profile inzwischen vollkommen abgearbeitet. Den Rückweg schaffen wir erheblich schneller, so dass wir 15:15 Uhr unseren Ausgangspunkt erreichen. Nun starten wir den 10 km langen Abstieg auf der Straße in Richtung Davberi. Belohnt werden wir mit einem wahren Panoramaweg, der uns zum Abschied noch einmal den Blick auf die gesamte Bergkette des Großen Kaukasus gewährt.

Ziemlich kaputt und nach vielen Pausen kommen wir im Tal an. Der in der Karte nahe dem Dorf eingezeichnete Zeltplatz ist sehr einladend. Aber wir sind auch sehr hungrig und überlegen, ob wir nun doch noch den Kilometer auf uns nehmen. Die Entscheidung kommt mit einer jungen Tschechin, die ebenfalls hier zelten möchte und auf unser Gepäck aufpassen würde. Sie hat auch schon eine Kneipe ausgemacht, in der man sicher gut essen könnte. Also gehen wir, fast schon beschwingt ohne Gepäck los, einem üppigen Abendbrot entgegen. Wir finden die Kneipe und genießen tatsächlich ein gutes Essen, kaufen noch ein Bier für die Gepäckaufsicht und kehren zurück. Den restlichen Abend verbringen wir dann noch gemeinsam mit ihr und unterhalten uns über alles Mögliche was unser Englisch so her gibt.