Abschied

Heute ist Dienstag, der 6.8.2019. Mit dem Zug fahren wir 12.25 Uhr von Kutaisi nach Tbilisi. Dies ist ein untrügliches Zeichen, dass sich die Zeit in Georgien ihrem Ende nähert.

Drei Tage sind es noch und Tbilisi ist die letzte Station. Wir machen uns Gedanken, was man wohl am meisten vermissen wird und worauf man sich zu Hause freut. Vermissen werden wir ganz sicher die großen üppigen Wochenmärkte und das super leckere Essen. Aber auch die hilfsbereiten freundlichen Menschen. Es ist wohl der erste Urlaub, in dem wir nie das Gefühl hatten, irgendwie über den Tisch gezogen oder aufdringlich zu irgendwelchen Dingen genötigt worden zu sein. Vermissen werden wir vielleicht auch die Macht der Natur, das Grün, das von allen Brachen Besitz ergreift, die Naturgewalten des Kaukasus (zumindest aus sicherer Entfernung 😉). Nicht vermissen werden wir die Macht der Autos, vor allem in den Städten. Freuen werden wir uns auf unser Bett und überhaupt die gewohnten Dinge die uns umgeben, Kino, Theater, gemütliche Abende mit Freunden und natürlich die gemeinsame Sprache.In Tbilisi wohnen wir wieder sehr komfortabel in unserem ersten Quartier und es ist sehr angenehm, wenn man sich schon ein bisschen auskennt.

Der Vermieter wird uns ein Taxi zum Flughafen rufen und der Flixbus von Prag nach Dresden ist nun auch gebucht. So nimmt das Ende des Urlaubs langsam, aber sicher, Gestalt an.

Am Mittwoch stoßen Victor, Helea und Freunde zu uns. Das Appartement ist groß und es ist Platz für alle. Gemeinsam gehen wir zum Hauptsitz der Georgischen Bank, einem Architektur-Highlight aus der Sowjetzeit,

später dann noch Souvenirs shoppen. Natürlich auf dem Basar und hauptsächlich die Kochzutaten, die wir für georgische Rezepte in der Heimat brauchen. Auch am Donnerstag schlendern wir einfach nur noch mal durch die Stadt, gehen auf den Flohmarkt an der Dry Bridge

und gehen abends gemeinsam essen. Noch einmal im Samikitno, dem Restaurant, in dem wir uns vier Wochen zuvor mit Conny getroffen hatten und alles noch ganz neu war.

Sieben Uhr wird uns das Taxi abholen und in weniger als 24 Stunden wieder zu Hause sein. …Zumindest wenn nichts dazwischen kommt.

Kutaisi

Früh, es ist der 4.8., bauen wir das Zelt ab und gehen die letzten Meter im Wanderschritt 😉 noch einmal zu dem Café vom Vorabend in der Hoffnung auf ein Frühstück. Das klappt leider nicht, aber wir bekommen Kaffee und Tee. Die nette Bedienung organisiert uns ein Taxi und dann geht es mit Höchstgeschwindigkeit zurück nach Mestia (recht teuer – 50 GEL p.P. – aber bequem). Das scheint von hier aus die einzige Möglichkeit zu sein nach Kutaisi zu gelangen. In Mestia geht es dann schnell. Das erstbeste Sammeltaxi nimmt uns für 20,- GEL p.P. mit nach Zugdidi.

Hier müssen wir in die Marschrutka umsteigen, ist aber alles schon vom Fahrer organisiert. Er zahlt uns auch das zu viel gezahlte Geld zurück (hätten wir aber gar nicht gemerkt). Unterwegs buchen wir das Quartier. Die Fahrt kostet noch mal 7,- GEL p.P. von Zugdidi nach Kutaisi.

In Kutaisi angekommen fahren wir mit dem Taxi zum Hostel. Nach einigen Abstimmungsschwierigkeiten beschränken wir uns zu dritt auf das Deluxe-Appartement und duschen erstmal. Auch unsere schmutzige Wäsche wird versorgt. Nach einer kurzen Pause suchen wir im Zentrum ein Lokal und werden fündig. Eigenartig ist, dass man an vielen Stellen der Stadt Klassik-Live-Musik hört, später auch Pop. Wir können uns das nur so erklären, dass man an jeder Ecke dank einer besonderen Akkustik die Musik eines gerade stattfindenden Festivals hört.

Eigentlich wollten wir von Kutaisi aus nach Chiatura fahren. Chiatura ist eine alte Bergarbeiter-Stadt in der es wohl so viele Seilbahnen gibt, wie anderswo Straßenbahnen. Allerdings ist unsere Aufnahmefähigkeit begrenzt und die Organisation eines Ausflugs irgendwie zu viel. Irgendwie wollen wir alle drei nur noch einen Tag Pause. Also bleiben wir einfach in Kutaisi und sind faul. Das Frühstück bekommen wir in unser Appartement gebracht (wie immer sehr lecker), wir buchen die Fahrkarten nach Tiflis und googlen (bzw. startpagen) georgische Kochzutaten die es in Deutschland nicht gibt. Denn: es ist klar, dass insbesondere die Vielfalt der vegetarischen Gerichte sehr zum Nachahmen anregt.

Ushguli – Davberi

Am 1.8. brechen wir unsere Zelte in Mestia ab und in Richtung Ushguli auf.

Eigentlich ist das ein Vier-Tage-Trail, aber mit der Marschrutka geht’s auch 😉 in 1.5 Std. Das letzte Stück nach Ushguli ist noch einmal sehr abenteuerlich. Über notdürftig beräumte Lawinenfelder und an steilen Abhängen entlang. In Ushguli

angekommen, essen wir erst noch etwas und machen uns an den Aufstieg.

Unser Ziel ist Tekali und wir hoffen, dieses in 2 oder reichlich 2 Tagen zu erreichen. Irgendwie brauchten wir nach 5 Tagen Touri-Ort das Gefühl der Freiheit der Berge. Also wenigstens noch zweimal irgendwo wild zelten…

Zeltplätze gibt es zwar in der Nähe von Ushguli, aber es ist noch früh am Tag und das Wetter ist gut. Also ziehen wir weiter…und weiter…und weiter. Am Ende finden wir bei ca. 3/4 des gesamten Aufstiegs einen tollen Biwakplatz mit Quelle, Abendsonne und phantastischer Aussicht.

Ein Amerikaner ist auch schon da. Begleitet hat uns die ganze Zeit ein Hund aus dem Dorf, aber zum Leidwesen von Meta bricht er früh mit dem Amerikaner auf; und das ist sehr viel früher als bei uns 😊. Am nächsten Morgen ist das Wetter zunächst noch sonnig, zieht sich dann aber zu.

Wir müssen ein langes Stück Kamm laufen und es wird immer unbeständiger, Regen, Graupel, Kälte. Das erste Mal in diesem Urlaub benötigen wir Regensachen. Gottseidank haben wir sie nicht umsonst mitgenommen. Kurz vor dem höchsten Pass (2930 m) zieht ein Gewitter auf. Wir warten unterhalb und beeilen uns, als es aufhört. Auf der anderen Seite ist es freundlicher, aber nur kurz. Nach einem kurzen Stück Abstieg finden wir einen geeigneten Platz zum zelten. Kaum steht das Zelt, fängt es auch schon wieder an zu regnen. Immerhin, wir sind (vorerst) trocken.

Früh, am 3.8., müssen wir uns für den weiteren Weg entscheiden: bequem Straße nach Davberi, in das Tal, in dem auch Ushguli liegt oder Tekali, auf der Route nach Kutaisi. Wir entscheiden uns für den voraussichtlich etwas schwierigeren und weiteren, aber dafür Wanderweg nach Tekali. Straße, auch wenn weitestgehend unbefahren klingt irgendwie nicht so verlockend. Also ziehen wir los.

Schnell wird klar, dass der Weg tatsächlich nicht so einfach ist. Die Markierung ist schlecht, der Pfad ist schmal und rutschig. Einen zweiten, nicht in der Karte eingezeichneten Fluss können wir nur mit Klettereinlagen und nassen Füßen queren.

Kurz danach verlieren wir den Weg gänzlich. Auf der Suche irren wir im Nebel über Berghänge und durch hüfthohes Gestrüpp. Wir haben bis hierher ein Viertel der Strecke in drei Stunden geschafft. Metas gute Laune schlägt in Panik um. Als sich die Wolken verziehen, nutzen wir die Gelegenheit und schlagen uns zu der Stelle durch, an der wir den Weg verloren haben. Tatsächlich fehlte jegliche Markierung und auch im späteren Verlauf ist der Weg nur sehr schwer auszumachen. Schweren Herzens entschließen wir uns umzukehren. Die Lebensmittel sind knapp, es sind keine Wanderer mehr unterwegs (wir wären also absolut auf uns allein gestellt), Metas und meine Schuhe sind pitschnass und die Profile inzwischen vollkommen abgearbeitet. Den Rückweg schaffen wir erheblich schneller, so dass wir 15:15 Uhr unseren Ausgangspunkt erreichen. Nun starten wir den 10 km langen Abstieg auf der Straße in Richtung Davberi. Belohnt werden wir mit einem wahren Panoramaweg, der uns zum Abschied noch einmal den Blick auf die gesamte Bergkette des Großen Kaukasus gewährt.

Ziemlich kaputt und nach vielen Pausen kommen wir im Tal an. Der in der Karte nahe dem Dorf eingezeichnete Zeltplatz ist sehr einladend. Aber wir sind auch sehr hungrig und überlegen, ob wir nun doch noch den Kilometer auf uns nehmen. Die Entscheidung kommt mit einer jungen Tschechin, die ebenfalls hier zelten möchte und auf unser Gepäck aufpassen würde. Sie hat auch schon eine Kneipe ausgemacht, in der man sicher gut essen könnte. Also gehen wir, fast schon beschwingt ohne Gepäck los, einem üppigen Abendbrot entgegen. Wir finden die Kneipe und genießen tatsächlich ein gutes Essen, kaufen noch ein Bier für die Gepäckaufsicht und kehren zurück. Den restlichen Abend verbringen wir dann noch gemeinsam mit ihr und unterhalten uns über alles Mögliche was unser Englisch so her gibt.

Mestia (Forts.)

29.7. Es ist furchtbar heiß, strahlend blauer Himmel und wir kommen nicht so recht los.

Eigentlich könnte man mal einen faulen Tag mit Museum und Café einlegen. Vielleicht auch Kino; es wird täglich mehrmals ein preisgekrönter Spielfilm gezeigt, der hier spielt: Dede. Aber: das Museum hat zu und irgendwie ist es auch schade, das schöne Wetter nicht zu nutzen. Also entscheiden wir uns für die Gletscher-Tour. Man muss ein Stück mit dem Taxi fahren. Der erstbeste Fahrer – er sammelt uns ein, da sind wir noch gar nicht richtig losgegangen – möchte uns eigentlich lieber nach Ushguli fahren. Nach langem Hin und Her vereinbaren wir für den nächsten Tag einen Ausflug nach Adishi. Für 200,- Lari inklusive Rückfahrt und heute erstmal Gletscher, für 40,- Lari…

Wir fahren los, kommen aber nur bis zum Ortsausgang. Da ist eine Polizeisperre und es gibt kein Durchkommen. Lawine. Scheinbar gibt es für diesen Tag irgendeinen anderen Plan. Wir lehnen die überteuerten Alternativangebote des Fahrers ab und lassen uns ins Zentrum zurück fahren. Als wir den zentralen Platz betreten ist klar, warum das alles nicht funktioniert hat: Heute findet das Svanetien-Festival statt. Mit Musik, Tanz und allen möglichen Verkaufsständen. Die nächsten Stunden können eigentlich nur Bilder, Film und Hörproben beschreiben. Es ist unglaublich. Aus allen umliegenden Dörfern sind die Leute und Ensembles angereist. Es gibt sozusagen einen vollständigen Überblick über svanetische Lieder, Gesänge, Gedichte und Tänze.

Nach einer Siesta kehren wir am Abend noch einmal in die Stadt zurück. Auf der Bühne gibt es etwas modernere Musik, aber unsere Aufnahmefähigkeit ist arg eingeschränkt. Auf der Suche nach einem Restaurant entdecken wir den Verteidiger des Abendlandes, insbesondere des weißen Europas (unseren polnischen Mitbewohner), randvoll unterm Tisch liegen. Einige Georgier versuchen noch zu retten, was zu retten ist… So viel zum Kulturtransfer. Das Festival neigt sich auch dem Ende und nach einem weniger üppigen Abendbrot in einer Touri-Kneipe kehren wir heim.

Die Tour nach Adishi muss der Bruder des Taxifahrers übernehmen. Der ist absolut nicht begeistert darüber, macht’s aber trotzdem. In Adishi haben wir drei Stunden Zeit. Wir laufen das Tal hinter.

Eigentlich suchen wir die Kirche, in der die Svanen Ikonen aufbewahren, die sie erfolgreich gegen eine Überstellung ins Museum verteidigt haben. Tatsächlich sind in der unscheinbaren Kirche solche zu finden. Wir haben Glück, die Kirche ist offen. Wahrscheinlich wegen der Vorbereitung bevorstehender Feierlichkeiten.

Die Kirche selbst erinnert eher an einen Stall, was wohl daran liegt, dass um diese Zeit ein Opferfest stattfindet bei dem 12 Schafe geschlachtet werden. Insgesamt hat der Ort etwas Mystisches…oder besser Okkultes.

Am 31.7., unserem letzten Tag in Mestia gehen wir noch einmal wandern. Zunächst zum “Kreuz von Mestia” mit phantastischem Blick ins Tal und auf das umgebende Bergpanorama.

Zu überwinden sind dabei 900 Höhenmeter, man kommt also auch ohne Gepäck ins Schwitzen.

Dann laufen wir noch weiter zu den Seen, kehren allerdings nach ca. 3/4 der Strecke um, da ein Gewitter aufzieht. Ein bisschen neidisch sehen wir auf die russischen Wanderer, die einfach in der Kühle der Berge auf der grünen Wiese ihr Zelt aufschlagen. Wir müssen aber leider wieder runter und kommen trocken und kaputt in Mestia an. Das Gewitter hat sich verzogen.

Beendet wird der Tag mit einem leider nicht ganz so üppigen Abendbrot in einem Hotel in Mestia und einem Absacker-Wein in einer Bar, die nur Alkohol ausschänkt. Aber man kann den angrenzenden Wehrturm besteigen.

Mestia

Wir schlafen aus und frühstücken gemütlich. Dabei suchen wir noch ein Quartier in Mestia und werden auch fündig. Nachdem wir alles zusammengepackt haben ziehen wir los. Es dauert nicht lang und das erste Auto hält, um uns mitzunehmen. Nachdem wir ein bisschen über den Preis verhandelt haben, werden wir komfortabel bis Mestia gefahren. Es ist nicht gerade preiswert, aber wir können jederzeit anhalten, die Aussicht genießen und Honig am Wegesrand kaufen. Das Quartier ist einfach. Als wir ankommen gibt es kein Wasser, das ist ziemlich unangenehm und wir hoffen, dass das kein Dauerzustand ist. Aber bis zum Abend bleibt das leider so. Wir drehen eine Runde durch den Ort, besuchen die Kirche und essen Abendbrot im Café Shiola, einer Empfehlung von Rebekka. Alles in allem also ein wenig aufregender und trotz der Fahrerei entspannter Tag.Die Nacht hingegen ist weniger entspannt. Das Bett zu klein, das Wasser immer noch ausgefallen, die deutschen Mitbewohner laut. Wir beschließen, nach dem Frühstück neu zu suchen und dann noch eine kleine Runde zu drehen. Der Vermieter bietet uns an, in ein größeres Zimmer mit eigenem Bad zu wechseln – zum gleichen Preis. Das nehmen wir natürlich gern an 😊 … und machen uns auf den Weg.Es geht mit der Seilbahn nach oben und dann den Kammweg und Abstieg nach Zwirmi (oder auch Tsvirmi).Zuvor treffen wir aber noch ein Paar aus Frankreich, das wir bereits vor ihrer Wahnsinnstour nach Dartlo in Shenako getroffen haben. Sie haben tatsächlich unsere Übernachtungsempfehlung für Dartlo angenommen und waren ebenfalls von der üppigen Bewirtung begeistert. Darüber haben wir uns natürlich sehr gefreut. Dann erzählen sie von der schwierigen Quartiersuche, weil in Vichnashi das in Swanetien größte Kirchenfest stattfindet. Mit Opferung, Musik und Prozession. Damit steht der weitere Plan natürlich fest. Der Wanderweg ist idyllisch mit tollen Aussichten. Wir ernten Pilze am Wegesrand.In Zwirmi versuchen wir, ein Taxi nach Vichnashi zu bekommen. Das erste Angebot für 120,- Lari ist uns viel zu teuer.Allerdings müssen wir schnell feststellen, dass der Preis mit jeder Nachfrage höher wird. Nun sind wir schon bei 250,- bis 300,- Lari. Allerdings ist auch der Preis für die Rückfahrt nach Mestia inakzeptabel. Schweren Herzens entschließen wir uns, den Fußweg nach Mestia anzutreten – 13 km meist Straße – in der Hoffnung auf ein spontane Taxi-Gelegenheit. Und… es funktioniert. Eine Marschrutka erbarmt sich unser gerade als wir an einer Bushaltestelle vorbeikommen. Ziemlich kaputt kommen wir an und müssen den Abend mit einem polnischen Rassisten verbringen. Naja… es gibt schöneres. Aber unser neues Zimmer ist sehr viel komfortabler und wir schlafen sehr viel besser.

Zugdidi

In der Nacht machen sich Stöckls auf den Weg. Halb drei fährt der Vermieter alle vier zum Flughafen. Um sechs fährt er gleich noch mal, mit Lotte. Alles umsonst (also kostenfrei), da wir um diese Zeit kein Frühstück in Anspruch genommen haben. Auch uns fährt er dann noch zum Bahnhof. Die georgische Gastfreundschaft ist einfach unglaublich.So haben wir dann noch genügend Zeit, in der Bahnhofs-”Mitropa” etwas zu essen. Den Bahnsteig finden wir schnell und unser Ausdruck der “Fahrkarte” wird vom Zugbegleiter akzeptiert. Zugbegleiter gibt es für jeden Wagen einen und der gleicht schon beim Einsteigen die Passagierliste ab.Im Zug hat man eine unglaubliche Beinfreiheit und super funktionierendes WLAN. An den Bahnhöfen verkaufen die Omas Chatschapuri oder anderes Gebäck.In Zugdidi angekommen fahren die meisten Touristen direkt weiter nach Mestia, wir bleiben aber erst noch eine Nacht. Unser Quartier ist etwas weiter draußen, aber ein bisschen laufen tut nach fünfeinhalb Stunden Zugfahrt ganz gut. Wir haben irre viel Platz, ein riesiges Bett, Meta kann Klavier spielen und es scheint sehr ruhig zu werden.In der Stadt ist Markttag. Da müssen wir natürlich noch mal hin.

Ausflug nach David Gareji, Abschied

Im Green bekommen wir ein Frühstück. Der Vermieter kümmert sich sehr liebevoll. Anschließend warten wir alle zusammen auf den Fahrer für unseren Ausflug an die asserbaidschanische Grenze, aber es kommt niemand. Also gehen wir zum Büro und stellen fest, dass der Fahrer das Quartier nicht gefunden hat. Und das, obwohl wir ja extra noch die Koordinaten geschickt hatten. Naja…die Altstadt scheint also auch für Georgier etwas unübersichtlich zu sein. Jedenfalls können wir alles klären und starten.

Unterwegs halten wir kurz an einem Salzsee und stellen fest, dass es ganz schön heiß ist.

Die Landschaft wird immer karger und gleicht mehr und mehr einer Wüste. Am Kloster angekommen machen wir uns auf den Weg, der laut Bergführer ein Stück an der asserbaidschanischen Grenze entlang gehen und an Höhlen mit religiösen Ausmalungen vorbeiführen soll. Weit kommen wir allerdings nicht. Der Weg wird von zwei georgischen Grenzpolizisten blockiert. Es geht absolut nicht weiter.

Das Gebiet gehört eigentlich zu Asserbaidschan, das Kloster wird aber wohl von Georgien beansprucht. Dieser Konflikt kocht immer mal hoch. Also steigen wir wieder ab und picknicken im Schatten eines Maulbeerbaums. Die Hitze ist fast unerträglich.

Gegen 15.00 Uhr fahren wir zurück nach Tiflis, packen Sachen und verabreden uns mit Víctor, Helea und ihren Freunden in einem nahegelegenen Restaurant. Es wird ein richtig schönes Abschiedsessen, bevor die Jugend nun allein weiterreist und Lotte bzw. Stöckls in der Nacht nach Hause fliegen werden. Der Tisch ist voller georgischer Leckereien, wir bekommen Vodka spendiert und georgische Tänze zu sehen.

Tiflis II

Nun ist schon der 23.7. und es ist der Tag, an dem wir uns mit Stöckls treffen. Ein Freund des Vermieters fährt unser Gepäck und die Frauen zum Busbahnhof in Telawi.

Victor und ich laufen – recht froh, in der Hitze die 18 kg nicht tragen zu müssen. Schnell finden wir einen Minibus nach Tiflis.

In der Hauptstadt lässt der Fahrer nichts unversucht – wir telefonieren zwei mal mit einem englischsprachigen Dolmetscher – uns am richtigen Busbahnhof abzusetzen.

Schnell finden wir das Lucky Family Hotel und werden schon von Stöckls erwartet. Die Wiedersehensfreude ist groß und es gibt unendlich viel zu erzählen.

Parallel organisiert Victor das Treffen mit Helea und Freunden, die inzwischen auch in Tiflis gelandet sind. Ein untrügliches Zeichen, dass sich der erste Teil unserer Reise dem Ende nähert.

Gemeinsam spazieren wir noch einmal zum nahegelegenen Basar am Station Square

und kaufen Souvenirs und Abendbrot ein. Bier gibt’s dann abends an der Männertankstelle 😊

Am Mittwoch packen wir zusammen. Ich entscheide mich schweren Herzens für die Trennung von meinen Bergstiefeln.

Sie passen nicht mehr richtig zu den älter gewordenen Füßen und verursachen zu starke Schmerzen. Das macht auch die Planung der weiteren Reise etwas schwierig, für die noch eine Bergtour in Swanetien auf dem Programm stand. Aber jetzt fahren wir erstmal mit der Metro in unser bereits in der Altstadt gebuchtes Quartier.

“Green” befindet sich am Dead End (so heißt die Straße) und von außen macht es dieser Bezeichnung alle Ehre.

Innen ist es aber okay. Wir haben ausreichend Platz und warmes Wasser. Das ganze Viertel erinnert sehr an die lange zurückliegenden Zeiten der Dresdner Neustadt. Wir fühlen uns also durchaus heimisch.

Den Rest des Tages organisieren wir noch einen Ausflug nach David Goreja für den nächsten Tag, sitzen im Café, fahren mit der Seilbahn und schlendern durch Tbilisis Altstadt.

Victor trennt sich von uns und fährt nun mit seinen Freunden weiter. Morgen noch ein gemeinsames Abendbrot und dann verkleinert sich unsere Reisegruppe endgültig.

Shenako

Früh weckt uns die Sonne. Es ist heiß. Nach dem Camping-Frühstück machen wir uns an den Aufstieg. Mit vielen Pausen gelangen wir zum Pass und genießen den Blick auf die Berge.

Für den Abstieg entscheiden wir uns für den Weg nach Diklo, da das Wasser knapp ist und der Kammweg nicht ausgeschildert ist. In Diklo angekommen, stürmen wir erstmal den öffentlichen Trinkwasserbrunnen und suchen uns dann im einzigen Guesthouse mit Café etwas zu essen.

Es gibt Borschtsch, Salat und Brot. Danach den obligatorischen Tee bzw. Kaffee. Gestärkt und erholt machen wir uns auf den Weg. Kurz vor Shenako finden wir einen guten Platz zum Zelten mit Blick auf den Ort und Wasseranschluss. Wir haben Zeit, uns und das Geschirr der letzten zwei Tage zu waschen und das wilde Treiben der Viehherden zu beobachten. Pferde, Kühe, Schafe laufen alle (scheinbar) frei herum. Eingezäunt werden die Felder, Gärten und Orte, nicht die Weiden.

Am Abend kochen wir noch eine Knorr Kartoffelsuppe mit Geschmacksverstärkern von der Wiese und machen ein kleines Feuer.

Die Leute grüßen immer, egal wo man sie trifft. Sauber (nach der Wäsche im Gebirgsbach), zufrieden mit unserer Wanderung und gespannt auf die nächsten Tage gehen wir schlafen.

Am nächsten Morgen packen wir unsere Sachen und laufen in den Ort. Dort bekommen wir ein Frühstück und können uns dank Google-Übersetzer die Fahrt nach Telawi organisieren. Ein junger Tushete bringt uns sicher ins Tal und in die Zivilisation zurück.

Das Quartier befindet sich nahe dem historischen Zentrum und wir werden wie immer sehr herzlich empfangen. Es gibt erstmal Tee, Kaffee und Pfirsische aus eigener Ernte, dazu selbst hergestellten Wein (auf nüchternen Magen 😇). Nach einer erfrischenden Dusche gehen wir in die Stadt und essen fürstlich zu Abend.

Dartlo

Wir starten nach dem Frühstück, nicht gerade zeitig, aber wir ziehen los. Der Weg wechselt schnell zu einem idyllischen Wanderweg mit schönen Aussichten, der nur durch die Strapazen des Aufstiegs getrübt wird. Es sind, trotz 2000 m Höhe ungefähr 30° und die Sonne knallt.Später wechselt der Weg wieder zu einer “Straße”. Nach zirka vier Stunden erreichen wir – zugegebenermaßen ziemlich fertig – Dartlo, einen authentischen Ort mit alten Schiefersteinhäusern und Wehrtürmen direkt am Fluss gelegen.Unser vorgebuchtes Quartier befindet sich im gefühlt einzigen Haus mit russischem Charme: Sperrholz an den Wänden und Krankenhaus-Stahlfederbetten. Empfangen werden wir mit georgischer Gastfreundschaft. Es gibt erstmal Tee und Kaffee mit Keksen. Langsam kehren die Lebensgeister wieder und wir gehen zum Fluss, um Haare zu waschen und die brennenden Füße zu kühlen. Unterwegs müssen wir einem ausgedienten Grenzer den Pass zeigen, weil er der Meinung ist, Russland sei zu nah. Aber der Führerschein stellt ihn auch zufrieden 😂. Am Abend genießen wir ein fürstliches Abendbrot mit Salat, gebackenem Gemüse, Schafskäsefladen, Suppe selbst gemachten Pommes, frischem Saft und Wein. Zum Nachtisch Melone und Pfirsisch.Gut gesättigt gehen wir noch eine Runde durch’s Dorf, bekommen noch einen Tee und fallen nach einem vollen Tag in einen erholsamen Schlaf. Früh, es ist der 20.7., gibt es ein reichhaltiges Frühstück.

Der Tag verspricht wieder heiß zu werden. Im Ort ist eine Hochzeitsgesellschaft angekommen. Sie zelten auf der Wiese und die Braut macht sich im weißen Kleid und mit Wanderschuhen auf den Weg zur “nahegelegenen” Kirche.Wir ziehen in die andere Richtung, stromabwärts nach Chigho. Bis dahin müssen wir wieder die Straße nehmen. Es ist schnell wieder heiß und anstrengend. Zum Glück fahren keine Autos, so dass sich wenigstens der Staub in Grenzen hält. Chigho ist ein weitestgehend verlassenes Dorf, aber es gibt trotzdem ein Guesthouse mit Café. Wir bekommen Cola, Brot, Tomaten und Käse.Nun wird der Weg schöner. Ein richtiger Wanderweg am Hang und endlich auch durch den Wald. Unser Plan, am nächsten Zufluss zu zelten, geht leider nicht auf. Das Tal ist zu tief eingeschnitten. Wir müssen ganz ins Tal, fassen Wasser und steigen bis auf die halbe Höhe wieder auf. Da finden wir einen guten Platz zum Zelten.