Archiv der Kategorie: Baltikum 2017

Abschied und Heimweg 

Mit Sonnenaufgang und einer passenden Streetart verabschiedet uns Litauen…

Hinter uns liegen 3 abwechslungs- und erlebnisreiche Wochen. Selten hat die Planung so gut funktioniert, was allerdings auch durch die kostenlose Verfügbarkeit des Internets erheblich vereinfacht wurde. Litauen (und natürlich auch die anderen baltischen Länder) sind auf jeden Fall eine Reise wert! Die Menschen sind freundlich, hilfsbereit, aber überhaupt nicht aufdringlich. Insgesamt also alles sehr entspannt.

Nun ist der erste Teil des Heimwegs geschafft. Wir sitzen nach zwei mal umsteigen im Zug nach Warschau, haben die Räder noch dabei und freuen uns auf ein (hoffentlich) reichliches Abendbrot. Da wir recht früh gestartet sind, gab es kaum Frühstück und später auch nur Automatenkaffee. Das trübt ein bisschen die Stimmung. Aber sonst ist alles gut.

P.S. Ein kurzer Nachtrag muss nun doch noch sein. Leider erwartete uns in Berlin das, was wir fast ein bisschen erwartet haben:

  • Die (ohnehin knapp bemessenen)  Aufzüge gehen nicht. Wir fahren also auf einem der modernsten Bahnhöfe Europas mit unseren vollgepackten Rädern die Rolltreppe runter.

  • Der Zug fährt in umgekehrter Wagenreihung.

  • Der Zug hat mehr als 70 Minuten Verspätung.

  • Der Zug fährt von Gleis 1 statt 2 ab, was allerdings überhaupt nicht schlimm ist, da gleich gegenüber.

  • Als Entschädigung gibt’s im Zug eine kleine Flasche Wasser gratis, die man sich aber selbst abholen muss. (Im Zug von Warschau nach Dresden kam das Service-Personal zweimal mit Gratis-Wasser durch…und der Zug hatte keine Verspätung.)

Am Ende sind wir zwar spät, aber immerhin angekommen. In ein paar Tagen gibt es dann auch noch ein paar mehr Bilder in der Galerie. Über Kommentare freuen wir uns natürlich auch jetzt noch, machen sie doch deutlich, dass es jemand gelesen hat 😉

Klaipeda 

Ziel erreicht ✌️

Nach einem letzten sehr anstrengenden Radfahrtag mit stetig heftigem Gegenwind haben wir die Ostsee erreicht. Wir nehmen den erstbesten Zeltplatz ca. 10 km nördlich von Klaipeda und genießen hier noch einen Faulenzer-Tag am Meer. 

Am Mittwoch fahren wir nach Klaipeda, um den Zug nach Vilnius zu nehmen. Die Fahrkarten haben wir bereits, müssen aber wie bereits erzählt mit zwei verschiedenen Zügen fahren. 

Interessanterweise waren im ersten Zug noch drei Fahrradstellplätze frei, so dass wir wohl doch hätten alle zusammen fahren können wenn das Ticketsystem gewollt hätte. Naja, so ging es auch. 
In Vilnius angekommen beziehen wir ein einfaches Zimmer in einer Art Hostel-WG. Wir dürfen auch 3 Nächte bleiben und sparen uns so noch eine Nacht in Kaunas. Nun genießen wir erst einmal die Stadt… 

  • Tageskilometer 82

  • Übernachtung 26,- €

Paplatele

Heute geht es zunächst an einer Erdöl-Raffinerie vorbei.

Später nehmen wir eine Abkürzung über einen Feldweg – das war allerdings nur eine mäßig gute Idee: Sand, Schlamm, Wasser… 
Im Nationalpark angekommen suchen wir nach einem Zeltplatz. Es ist – wahrscheinlich aufgrund des Wochenende – überall Party und Hochbetrieb. Am Ende finden wir einen und freuen uns über die warme Dusche. 

Wir legen hier einen Pausentag ein, da wir uns das Museum zum kalten Krieg ansehen wollen. Der Nationalpark befindet sich im ehemaligen Sperrgebiet der sowjetischen Armee und beherbergt auf dem Gelände der Atomraketen-Abschussstation besagtes Museum. 

Die Ausstellung ist sehr hochinteressant und sehr gut aufgebaut und so bleiben wir viel länger da als geplant. 

Den Rest des Tages verbringen wir mit Lebensmittel einkaufen, Beeren sammeln und kochen. Victor und Meta dürfen sich noch einmal ein Boot mieten und zum Angeln auf den See fahren. 

  • Tageskilometer 69

  • Zeltplatz 4,- € / Person, Dusche 1,50 € / Sauna 3,- €

Pikelial

Früh unterhalten wir uns noch mit einer Familie aus Leipzig, die mit ihren 3 Kindern ebenfalls per Rad unterwegs sind. Sie empfehlen uns ein Museum im Žemaitijos-Nationalpark. Kurz entschlossen planen wir eine Routenänderung und machen uns statt an die Küste noch für ca. 140 km im Landesinneren auf den Weg. Dieser führt streckenweise über Sandpisten, die aber noch relativ gut zu befahren sind. 

Abends finden wir kurz hinter der Grenze zu Litauen einen Schlafplatz bei einem Bauern am See. Wie schon so oft, geht nach dem Abendessen noch ein heftiger Regenguss nieder, so dass wir uns einfach nur noch ins Zelt verkrümeln. 

  • Tageskilometer ca. 72

Kuldiga

Bei heftigem Gegenwind fahren wir höchst langweilige Landstraßen quer durch das Land. Die Stimmung ist recht getrübt, da die Landschaft wenig Abwechslung bietet und die wenigen Dörfer am Wegesrand auch recht trist sind. 

Dementsprechend schlecht sieht es auch mit Camping- bzw Lagerplätzen aus. Wir entschließen uns bei Kilometer 68, noch die 23 Kilometer nach Kuldiga zu fahren und den dort versprochenen Zeltplatz anzusteuern. 7 km vor dem Ort finden wir einen privaten Zeltplatz, den wir nutzen. Es gibt eine warme Dusche und Holz zum Feuern. 

In der Nacht regnet es heftig und so schlafen wir aus, bis es aufhört. Das ist halb elf ?. Da wir eigentlich einen Tag Pause eingeplant haben und sonst auch viel zu schnell am Meer wären, fahren wir nur die 7 km nach Kuldiga und bleiben hier noch eine Nacht auf dem Campingplatz. 

Kuldiga ist eine überaus hübsche kleine Stadt mit vielen alten Bauernhäusern. Wir haben ja viel Zeit und genießen einen Nachmittag zu zweit, während Victor und Meta angeln. In Kuldiga beginnt gerade das Stadtfest mit vielen Ständen, Rummel und Musik. 

Am Abend gehen wir noch einmal in die Stadt und treffen auf eine Menschenmenge, die am Straßenrand auf irgendetwas wartet. Also warten wir auch. Nach 20 Minuten der Ungewissheit erleben wir dann einen Festumzug, der wohl irgendetwas mit dem Meer zu tun haben muss. 


  • Tageskilometer 86,5

  • Bis 7 km vor Kuldiga 16,- €

  • Zeltplatz 30,- €

Riga

Wir machen uns 12:00 Uhr auf den Weg nach Riga. Unsere 4 Räder bringen wir erfolgreich auf 3 Plätzen unter und sind stolz auf unsere Ordnung. Dass da aber durchaus auch mehr geht beweisen uns 4 Letten, die ihre Räder ebenfalls noch unterbringen. 

Ansonsten gibt es von der Fahrt nicht viel zu berichten. Es ist warm und alle werden schläfrig. Eine Weile hält das WLAN noch munter, dann fallen die Augen zu. 

In Riga beziehen wir ein recht komfortables Zimmer in einer Art Hostel mit gemeinschaftlichen Sanitäranlagen, Waschmaschine und Küche und ziemlich zentral gelegen. Wir sind damit sehr zufrieden, bucht man doch die Katze mehr oder weniger im Sack. 

Am Abend drehen wir noch eine Runde mit dem Fahrrad durch die Stadt. Das ist sehr bequem und man gelangt ziemlich schnell an alle wichtigen Stellen. 

Den nächsten Tag verbringen wir in der Stadt, besuchen das Museum zur Besetzung Lettlands, gehen auf den Markt und spazieren durch “unser” Viertel. 

Dienstag geht es dann bei Nieselwetter in Richtung Ostseeküste und Klaipeda. Es könnte also sein, dass wieder mal für ein paar Tage Funkstille herrscht ?

  • Übernachtung: 39,- €

Daugavpils

Bei Sommersonne starten wir zur vorerst letzten Etappe. Ziel ist Daugavpils in Lettland. Von hier aus wollen wir mit dem Zug nach Riga fahren.

Im Grenzgebiet haben wir 5 km Schotterpiste, die uns sehr an die Ukraine erinnern.

Nach zwei überholenden Fahrzeugen sehnt man sich nach einer Dusche, oder wenigstens einem Wasserhahn. Aber irgendwann ist auch diese Durststrecke vorbei und wir belohnen uns mit

In Daugavpils angekommen überlegen wir wie es weitergeht und entscheiden uns für ein Zimmer im Hotel “Erfolg”. Dieses ist eher ein Hostel, aber für 8,- € / Person bekommen wir ein 4-Bett-Zimmer.

Nach warmer Dusche, chillen und bloggen gehen wir noch einmal in die Stadt und essen genüsslich zu Abend.


  • Tageskilometer 50

  • Übernachtung 8,- € / Person

Visaginas

Mit dem reparierten Rad macht das Fahren wieder richtig Spaß. Zunächst 15 km bis Ignalina. Hier gibt es einen Baumarkt in dem ich mich erst mal mit dem fehlenden Werkzeug versorge. Nebenan auf dem Wochenmarkt erstehe ich noch zwei Schaltzüge. Vielleicht bekomme ich ja den noch defekten auch gewechselt. 

Dann geht es wieder auf die Landstraße. Der Wind wechselt häufiger in Gegenwind, was das Vorankommen ganz schön erschwert. 

Abends zelten wir in Visaginas auf einem sehr komfortablen Zeltplatz am See mitten in der Stadt vor Neubaublöcken. Es gibt endlich Strom und eine warme Dusche. Die Verständigung (wenn man das überhaupt so bezeichnen kann) geht nur noch auf russisch. 

Mit dem erstandenen Werkzeug wechsle ich am Abend noch den verbliebenen kaputten Bowdenzug und freue mich nun wieder alle 14 Gänge zur Verfügung zu haben ?. 

  • Zeltplatz 20,- €

  • Tageskilometer 67

Pech gehabt 

Wir starten bei schönem Wetter mit Rückenwind in einen neuen Tag. Es ist nicht zu heiß und nicht zu kalt, die Straßen sind perfekt zum Rad fahren. Wir genießen die Landschaft und die idyllischen Dörfer. In einem dieser Dörfer, Labanoras, es erinnert ein wenig an Bullerbü, Essen wir sehr gut und genießen die Ruhe über dem Ort. 

Dann geht es weiter. Allerdings klappt der Start nicht und ich muss feststellen, dass bei meiner Rohloff-Nabenschaltung zwei Bowdenzüge defekt sind. Damit hat sich das gute Durchschnittstempo vorerst erledigt. 10 km/h im 3. Gang sind noch drin. Das passende Werkzeug für einen solchen Fall liegt natürlich zu Hause. Mittlerweile wird auch der Strom knapp, so dass das Recherchieren im Internet nach einer Anleitung schwer wird. Mit diesen Gedanken quäle ich mich vorwärts bis zum nächsten Zeltplatz, den wir in Ginucai erreichen. 

Wir beabsichtigten ohnehin, einen Tag Pause einzulegen, so dass etwas Zeit für die Reparatur ist. Der Zeltplatzbetreiber bietet spontan seinen Werkzeugkoffer und einen guten Freund, der sich mit Fahrrädern auskennt, an. Ich telefoniere mit Felix (einem guten Freund und Fahrradmechaniker). Neben super Tipps schickt er mir die Anleitung, wie man den Schaltzug wechselt. 

Am nächsten Tag steht pünktlich 7:00 Uhr der Zeltplatzbetreiber mit Werkzeug vor dem Zelt. Es kostet Überwindung, die Schaltung auseinander zu nehmen. Denn wenn ich sie nicht wieder zusammen bekomme, kann ich möglicherweise gar nicht mehr fahren. Aber mit Mut und Geduld kann ich 11:00 Uhr wieder aufs Rad steigen und zumindest wieder 9 von 14 Gängen nutzen. Den Rest des Tages verbringen wir glücklich mit Angeln, feuern, kochen und vorlesen am Lagerfeuer. 


  • Tageskilometer: 51

  • Start 11:30

  • Zeltplatz: 4€/Person